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Erinnerungen an das Schtetl.
Erzählungen und Lieder zu einer verlorenen jüdischen Kultur
Ein literarisch-musikalischer Abend mit Texten von Joseph Roth, Mark Warschawski, Scholem Alechem und anderen Schriftstellern
Die osteuropäischen Juden, die im Mittelalter aus Deutschland vor Diskriminierung und Pogromen geflüchtet waren, hatten sich in Polen, Litauen, Weißrussland und in der Ukraine in einer Vielzahl kleinerer Städte angesiedelt, in denen sie bald die Mehrheit der Bevölkerung ausmachten.
Das Schtetl war eine autonome Gemeinschaft, die ihr Leben weitgehend selbst verwaltete. Ihre Sprache war das Jiddische, das ursprünglich dem Mittelhochdeutschen entstammte. Angereichert mit hebräischem, aramäischem und slawischem Wortschatz hatte es sich zu einer selbständigen Sprache entwickelt.
Die Religion umrahmte das ganze Leben. Mit zahllosen, strengen Gesetzen regelte sie den Alltag ebenso wie die Feiertage. Von den Männern verlangte sie die Kenntnis der heiligen Schrift und ihrer Kommentare. Nichts wurde höher geachtet als religiöse Bildung; manche Rabbi-Dynastien waren weit über Ländergrenzen hinaus berühmt; man suchte gerne Rat am Hof eines Wunderrabbis.
Das Schtetl war arm - genauso wie seine Nachbarn: die polnischen oder ukrainischen Bauern - und hinter glücklicheren Gegenden Europas weit zurückgeblieben. Seine Bewohner lebten meist vom Handel, einige waren Handwerker, Lehrer, viele mussten betteln - doch war die Gemeinde solidarisch und sorgte für ihre Armen.
Jiddisch schreibende Schriftsteller, die „Federmenschen“ wie Scholem Alechem, Joseph Roth und viele andere, aber auch die chasidischen Geschichten und die jiddischen Volklieder erzählen von dieser Welt mit Liebe, Wehmut und viel Ironie. Sie berichten von der Cheder, der Schule, wo man die kleinen Kinder lesen lehrte, von den Hochzeiten, die die Heiratsvermittler arrangierten, von den Festen, die man ausgelassen feiern durfte, von manch einem Wunder, oder davon, wie man auf den Messias wartete, der ja in jedem Augenblick erscheinen konnte auf der Erde …
Die Geschichten und Erinnerungen schildern den Alltag, in dem die jiddischen Lieder entstanden. Literatur und Volkslieder sind von denselben Themen geprägt.
Das Cantaton-Theater mit Claudia Thönniß (Geige) und Burkhard Engel (Lesung, Gesang, Gitarre und Akkordeon) präsentiert in einer mit Musik verbundenen Lesung Erzählungen und Lieder aus dem Schtetl.
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